Das Spiel mit Kopf und Körper
Fürs Sprechen brauchen kommunizierende Personen einen Wortschatz, Grammatik, ein Lautrepertoire („Buchstaben “) und viele Regeln, die all diese Aspekte zusammen bringen. Über diese Aspekte hinaus, die die Sprachwissenschaft beschreibt, setzt der Körper noch andere Abläufe in Gang. Die Atemluft aus der Lunge ermöglicht den im Kehlkopf sitzenden Stimmlippen Schwingungen, die Tonproduktion ermöglichen. Dafür müssen große Muskeln (z. B. das Zwerchfell) und viele kleine Muskeln ihre Arbeit tun. Gleichzeitig werden im Mund- und Nasenraum unter Einsatz von Lippen, Zähnen, Zunge Laute gebildet. An all diesen ,Stationen‘ können Probleme auftreten, die das gute Gelingen einer Sprechabsicht stören können.
Logopäden gehen dementsprechend sehr unterschiedlich mit den auftretenden Problemen um. Liegen die Schwierigkeiten eher im Bereich von Atmung, Stimmgebung und Artikulation, so wird unter anderem auch der Körper in den Fokus der Therapie gerückt. Das kann bedeuten, dass eine zu schlaffe oder zu verspannte Muskulatur behandelt wird oder der Atemablauf ins Zentrum der therapeutischen Intervention gerät. Dafür sind gute Kenntnisse des Zusammenspiels von Körperspannung, Atmung, Funktionieren der Muskulatur etc. nötig.
Die Logopädieschülerinnen und -schüler an der Schule für Logopädie in Kiel werden daher u. a. im Anatomie-Unterricht mit diesen Themen vertraut gemacht. Im Logopädieunterricht, der sich viel mit dem therapeutischen Handeln befasst, geht es dann darum, wie so auf die Muskulatur des gesamten Körpers eingewirkt werden kann, dass sie ihre Arbeit gut verrichten kann. Erfahrungen damit sammeln die werdenden Therapeutinnen und Therapeuten in der Ausbildung auch ganz praktisch. Im Sommer wird dafür auch gerne die Umgebung des Kieler Schlosses genutzt und in Selbsterfahrung Qigong und andere Körperübungen an der frischen Luft erprobt.
Das erklärt auch, was auf dem Titelfoto zu sehen ist. Hier ging es gerade darum auszuprobieren, wie im Schulter-Nacken-Bereich Lockerung herbeigeführt werden kann.
Ein guter Nebeneffekt: Bei all dem Sitzen im Seminarraum, dem umfangreichen Lernen an Schreibtisch und Computer wird dabei die Wahrnehmung des eigenen Körpers angeregt und oft genug eine ungünstige Haltung korrigiert und eine Verspannung gelöst. Etwas frischer geht es danach wieder in den Seminarraum zur nächsten ‚Sitzung‘.